Was denn nun?
" Zuviel und zuwenig Vertrauen sind Nachbarskinder."
(Wilhelm Busch)
Wilhelm Busch, und der muss es ja durch Max und Moritz wissen, spricht mit seinem Vertrauensspruch ein Phänomen unserer Zeit an: Ambivalenz! Und der Versuch, diese in Eindeutigkeit aufzulösen.
Bild: Lieber baumeln an der Schaukel oder lieber zuschauen? Lieber abwarten, lieber losgehen? Lieber Spaß haben oder bereit stehen, wenn jemand fällt? (...)
Die meisten Menschen, die zum Yoga kommen und vor allem die, die dann bleiben, tragen den Wunsch in sich, Pause von den Ambivalenzen des Lebens zu nehmen und sich für 90 Min. in den Kosmos des Einsseins zu begeben.
Dass das nicht auf Knopfdruck geschieht, auch nicht auf der Yogamatte, haben viele von uns schon erlebt und erleben es immer wieder. Yoga als Kind des Vedanta (Schule des Einsseins) und des Samkya (Schule der Dualität) zeigt uns oft, dass das Gefühl von "bei sich sein" dann entsteht, wenn wir die uns umgebenen Polaritäten annehmen.
Das kann ganz pragmatisch der Unterschied beim Üben zwischen linker Seite und rechter Seite sein, die Lust und die Unlust auf die nächste Asana oder die eigene alte Jogginghose im Vergleich zu der neuen Yogaleggins der Matten-Nachbarin.
Unser Gehirn vergleicht, bewertet und trifft Entscheidungen. Das ist so! Wenn uns das beginnt zu stressen, weil sich dieser Denkapparat zu verselbstständigen scheint, dann können sich folgende Schritte lohnen:
1 Beobachten
Du stellst Dir vor, dass Du Dich selbst von außen siehst. Und beginnst Dich aus der Perspektive eines/einer Beobachterin zu sehen. Beschreibe was Du siehst, ganz neutral, als würdest Du einen Film erzählen. Oft führt bereits dieser Abstand zu einem Gefühl von Ruhe.
2 Bauchatmen
Führe den Atem in den Bauch. Lege dazu die Hände auf den Bauch. Lass den Atem richtig tief sinken. Bis in den Unterleib hinein. Atme hier 108 x ein und aus. Die Ruhe wird sich verstärken und gleichzeitig wirst Du an Dich selbst erinnert, dann Deine Kraft, Deine Einzigartigkeit, Deine Lebendigkeit.
3 Bilder entstehen lassen
Aus dieser Ruhe, dieser Kraft heraus, lass den inneren Fokus zum Augenbrauenzentrum wandern. Hier ist der Punkt, in der in der Yoga-Psychologie die Gegensätze tatsächlich zusammenfließen und ganz autark nebeneinander stehen können, bis sie sich dann zusammenfinden. Lass hier, während Du sitzt, Bilder, Gefühle, Impulse entstehen. Du kannst hier, am Augenbrauenzentrum, beginnen, auf Deinen Bauch zu hören. Denn der bekommt hier seine Stimme!