"Innerlich ausrichten für ein erfülltes Leben"

23. April 2022 Annett Schpeniuk


Was macht ein erfülltes Leben aus, wie gelingt ein glückliches Leben, wie groß ist der Bedarf an Zufrieden- oder Sinnhaftigkeit? Was brauchen wir, um uns stabil wohlzufühlen?

Auf den ersten Blick streben wir nach Glück, doch vielleicht ist der Lebenssinn das wertvollste auf dem Weg in ein erfülltes Leben.  

Wie kann man seinen eigenen Lebenssinn finden? Wahrscheinlich nehmen wir uns viel zu selten Zeit uns dieser Frage zu widmen bzw. ahnen wir ziemlich bald, dass somit auch Veränderung ansteht.

Das Sankalpa ist ein hilfreiches Werkzeug aus dem Yoga.

„Im Anfang war das Wort! Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Im Anfang war der Sinn, … Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft? Es sollte steh`n: Im Anfang war die Kraft!“ (Goethes Faust)

Das Sankalpa vereinigt alle 3 Elemente (Wort, Sinn und Kraft) und kann so zu einem lebenslangen Begleiter werden. Es kann DER Entschluss, Wille, Wunsch oder DIE Entscheidung sein. Als innerer Kompass zeigt es dir immer an wo es lang geht, da es in Worte fasst, was du für dich erreichen möchtest, weil es wichtig für dein Leben ist.

Es ist also viel mehr als ein wohlgemeinter Vorsatz, der aus einem Gefühl des Mangels heraus entsteht. („Ich bin zu dick, ich muss unbedingt abnehmen.) Das Sankalpa entsteht tief im Inneren als Wunsch deines Herzens.

Aus der Natur wissen, wir, dass Wachstum oft sehr viel Zeit benötigt. Es kann dauern, bis sich dein Sankalpa in dir formuliert.

Manchmal findet sich das Sankalpa ganz spontan in einer ruhigen Minute des nach innen Lauschens und zeigt sich als unmittelbarer Gedanke. Yoga Nidra, der „schlaflose Schlaf“ hält dafür einen Raum bereit und verhilft deinem Geist zu Ruhe, Kreativität und Klarheit.

Eine andere Möglichkeit kann sein, sich sein Sankalpa zu „erarbeiten“.

Patanjali geht davon aus, dass der Geist eines jeden Wesens von einer grundlegenden Eigenschaft (Dharma) geprägt ist (oft verdeckt). Mit Hilfe unseres Sankalpas und den daraus folgenden Handlungen können wir demnach diesen, unseren ganz eigenen, Wesenskern zum Vorschein und Erblühen bringen. Das Formulieren des Sankalpa ist der erste Schritt in Richtung eines erfüllten Lebens.

Bevor du dein Sankalpa ausformulierst, stell dir vor, wie es sich anfühlen könnte, wenn sich dein Wunsch schon erfüllt hätte. Diese Vorstellung ist besonders kraftvoll, weil der emotionale Faktor enorm wichtig ist. Neutrales Dahergeplappere hilft hier nicht viel, das Sankalpa muss mit starker Emotionalität unterfüttert sein. (Im Yoga nennen wir das die Schöpferkraft. Wir fühlen uns, quasi als Trockenübung, an das was kommen könnte heran und kreieren dadurch mit.)

Wichtig ist zudem, dass du in dir Rückendeckung für dein Sankalpa hast und der innere Zweifler nicht die ganze Zeit: „das schaffe ich ja doch nicht“ dazwischen quatscht. Das Sankalpa sollte also nicht nur auf einer oberflächlichen Ebene, sondern auch in der Tiefe das eigene Vorhaben unterstützen. Das ist gar nicht so leicht, denn auf der einen Seite ist unser Geist voller Inspiration, doch auf der anderen Seite kann er unser größter Skeptiker sein. Wie weit kannst du also deine Kräfte und dein Vertrauen mobilisieren? Für welches Sankalpa hast du innere Rückendeckung im Sinne von: „Ja, das schaffe ich!“

Wählst du dein Sankalpa also bewusst als Entscheidung, sollte es gut überlegt sein.

Das Sankalpa wird in der Ich – Form, kurz, präzise, eindeutig und gut vorstellbar im Präsenz oder der nahen Zukunft formuliert. ("Ich vertraue und ruhe in mir." oder "Ich bin beweglich und voller Kraft.")

Ist das Sankalpa gut vorstellbar, entwickelt es eine immense Kraft im Sinne der Selbstwirksamkeit.

In der zu wählenden Zeitform gehen die Auffassungen etwas auseinander. Wählen wir die Formulierung im Präsenz, rückt die Erfüllung gewissermaßen in die Gegenwart. Klafft jedoch der Zustand im Jetzt sehr weit vom erwünschten Zustand auseinander, fällt genau diese Vorstellung ziemlich schwer. (z. Bsp., wenn man lebensbedrohlich erkrank ist und sich Gesundheit wünscht, ist die Vorstellung sich gesund zu fühlen schwierig) Hier könnte helfen, kleine Bausteine in die nahe Zukunft zu setzen. Ist der erste Baustein erreicht, geht man in kleinen Schritten weiter.

Ist der Entschluss einmal gefasst, verwirklicht er sich durch wiederholte Erinnerung als fortlaufender Prozess.

Das kann durchaus im Alltag geschehen. Zu einer bestimmten Tageszeit wiederholst du es drei Mal im Geiste. Die Intensität deines Vertrauens und deiner Überzeugung ist maßgeblich an der Erfüllung beteiligt.

Eine andere Methode ist auch hier Yoga Nidra. Während der Yoga Nidra Praxis wird das Sankalpa an zwei Stellen 3 Mal mit der inneren Stimme wiederholt. Durch den Entspannungszustand, den wir im Yoga Nidra erreichen, kann dieser Entschluss als Same sogar in die tiefen Schichten deines Bewusstseins gelegt werden.

Zum Ausprobieren von Yoga Nidra geht es hier entlang