Kommunikationsmittel und Werzeug
... die Welt ertasten

14. August 2021, Annett Schpeniuk


Am Anfang war die Hand

Als sich vor sehr langer Zeit der Mensch auf die Hinterbeine stellte, wurden die 2 vorderen Beine, die Hände, frei. Sie wurden zum Kommunikationsmittel, Werkzeug, zu Sensoren.

Doch wer nutzt heute noch seine Hände wirklich außer zum Drücken von Tasten oder Wischen über Bildschirme? Kinder haben es schwerer die Welt zu „Begreifen“ werden wir „handlungs“ – unfähiger?

Die Hand fühlt die Welt, es sind die Hände, die festhalten, warnend erfassen oder erfühlen. Die Hand ist Sinnesorgan und Urwerkzeug. Sie sind die handfeste Bedingung für jede kreative Handlung. Die Hand ist ein anatomisches Wunderwerk, sie wird von 27 Knochen und 40 Muskeln gebildet. Ca 2,5 Millionen Jahre ist es her, dass sich eine komplexe Gehirn Hand Verbindung gebildet hat. Egal was wir mit unseren Händen tun oder erspüren, große Bereiche in unserem Hirn werden dafür beansprucht. Mit unseren Händen gestalten wir unser Verhältnis zur Welt und auch zu uns selbst. Wir können mit ihnen zerstören, aber auch produzieren.

Selbst die Sprache ist ein Abfallprodukt, hervorgegangen aus der Freiheit der Hände. Hände können selbst auch sprechen. Wer manipulieren oder überzeugen will, muss dazu die Hände entsprechend bewegen. Unsere Hände verfügen über ein Wissen, selbst wenn wir nicht darüber nachdenken. Unzähliges Üben und Wiederholen perfektioniert bestimmte Handgriffe, was in unserem Gehirn abgespeichert wird und auch nach Jahren dort abrufbar ist.

Wir leben in einer Welt, in der alles im Kopf stattfindet, und kaum noch etwas „auf der Hand“ liegt, mit den Händen fassbar ist.

Wer glaubt, betet auch heute noch, hält die Hände still, man übergibt sich in die Hand einer höheren Macht.

Im Yoga nutzen wir die Hände um uns zu „stützen“ oder auch um Mudras („das, was Freude bringt“) zu formen. Sie können die äußere Geste einer inneren Haltung sein.

Jede Hand ist anders, wie kein anderes Körperteil stehen sie für unsere Einzigartigkeit. Mit den Fingerabdrücken unterscheiden wir uns eindeutig von anderen. So kann auch unser HANDeln einzigartig sein.

Der „Handschlag“ steht, selbst in der Politik, als Symbol für Verlässlichkeit und Akzeptanz. Verliebte halten sich an den Händen und drücken damit ihre Zusammengehörigkeit aus. Tun sie es in der Öffentlichkeit, setzen sie damit ein deutliches Zeichen. Je nachdem auf welche Art und Weise wir andere mit unseren Händen berühren, sprechen wir Trost aus oder zeigen unsere Liebe. Da wundert es nicht, dass wir im Yoga die Hände und Arme als direkte Werkzeuge des Herzens sehen.

Der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, dass die Hände nicht nur positiv besetzt sind. Die Formulierung „Jemanden in der Hand haben“ löst bedrückende Gefühle wach; oder Ohnmacht, wenn wir die Dinge „nicht mehr in der Hand haben“

Bleibt am Ende die Frage in wessen Hand legen wir unser Schicksal? Setzen wir auf unsere eigenen Kräfte und formen unser Schicksal, indem wir handeln oder eben nicht, indem wir loslassen oder eben nicht, indem wir Chancen ergreifen oder eben nicht.

Yoga stärkt unser Selbstbewusstsein und aktiviert unsere Selbstwirksamkeit. „Packen wir es an!“ Damit es gelingt tragen wir so oft wie möglich unsere Hände auf Händen.

Tipps wie du deinen Händen etwas Gutes tun möchtest?

  1. Massiere bzw. knete deine Hände gut durch, streiche jeden einzelnen Finger in Richtung Kuppe aus, gib auf jede Fingerkuppe am Ende etwas Druck, den du hältst
  2. Kreise die Fäuste in beide Richtungen nur aus dem Handgelenk heraus
  3. Halte die Arme auf Schulterhöhe nach vorne ausgestreckt, die Handflächen zeigen nach unten, mit dem EA klappst du die Hände nach oben und mit dem AA nach unten
  4. Schüttle deine Hände locker
  5. Lege die Hände mit den Handflächen nach oben ganz entspannt in deinen Schoß und atme für deine Hände