Hanuman, der Affengott, ist die Ausgeburt von Kraft. Er wird in Yogakreisen oft sogar als Fitness-Gott gehandelt. Er ist muskulös und voller Schaffensdrang, keine Frage, aber was ihn ausmacht, ist die Erfahrung, einmal in seinem Leben seiner Kräfte beraubt worden zu sein und diese wiedergefunden zu haben. In dem Buch "Götter-Yoga" hat Ralf diese Geschichte wunderbar erzählt, so dass wir uns keine schönere Motivation vorstellen können, als dieser Erzählung zu lauschen:
"Der kleine Hanuman freute sich: Wie schön die goldgelbe Mango dort im Baum leuchtete! er tat einen Sprung in richtung Baumwipfel, um sie zu pflücken. Die Schwerkraft konnte ihm nichts anhaben – schließ-
lich war er nicht nur ein Affe, sondern auch der Sohn des Windes. Die Mango bekam er trotzdem nicht zu fassen. »Sie ist gar nicht im Baum, sondern dort oben im Himmel!«, wunderte er sich. Und mit gewaltigem Schwung flog er weiter hinauf. Doch ehe er sich’s versah, tat es einen lau- ten Knall, denn er war geradewegs zur Sonne geflogen und dort mit dem Streitwagen indras, des Königs der Götter, zusammengeprallt. Der ärgerte sich sehr über die Beule in seinem prunkvollen Gefährt und überlegte, wie er den ungestümen Hanuman bestrafen könnte. Schließlich spach er einen fluch aus: »Das Kind soll all seine besonderen Kräfte verlieren!«
Doch ein weiser Seher hilt dies für unklug: »Aus gutem Grund ist Hanu- man mit diesen Gaben auf die Welt gekommen. Deshalb sollte er ihrer nicht ganz beraubt werden.« Also milderte er indras fluch: »Wenn die Zeit kommt, da er sie braucht, soll er sich wieder daran erinnern!«
So gingen die Jahre ins Land. Aus dem jungen Kraftpaket wurde ein rück- sichtsvoller Teenager, der als junger erwachsener sogar Karriere in der Affenarmee machte – bis er eines Tages auf seine Bestimmung traf. er be-
gegnete König rama und seinem Bruder Lakshman, die auf der Suche nach ramas entführter Gemahlin Sita waren. Hanuman versprach, ihnen zu helfen. Doch Sita wurde auf der insel Lanka gefangen gehalten. Was konnte ein einfacher Affe tun, um über das Meer zu gelangen?
Da hörte er eine Stimme flüstern: »Hanuman, Sohn des Windes, erinnere dich!« Und endlich fühlte er wieder seine innere Kraft. er holte tief Luft. er machte sich riesengroß. Mit einem gewaltigen Sprung setzte er über das Meer. er landete auf der insel und machte sich entschlossen auf die Suche.
im Palast des bösen Dämonen ravana fand er Sita. Sogleich flog er zu- rück, um rama und Lakshman zu holen, damit rama seine geliebte frau wieder in die Arme schließen konnte. eine heftige Schlacht entbrannte zwischen ravanas Armee und ramas freunden. Schließlich siegten die rechtschaffenen. Doch ihre freude wurde getrübt durch die Angst um Lakshman, der von einem Pfeil getroffen worden war und im Sterben lag. »ich vermag ihm nicht zu helfen«, sagte der eilends herbeigerufene Arzt. »er braucht das heilende Sanjivani-Kraut. Doch das wächst nur im Hima- laya – drei Tage von hier. Morgen früh wird er nicht mehr am Leben sein.« rama war in Tränen aufgelöst. Doch er wusste um die Kraft Hanumans. »Kannst du das Heilkraut bis Sonnenaufgang holen?«, fragte er diesen. »ich werde zurückkommen, bevor er einmal mit dem Auge blinzelt«, ant- wortete Hanuman bestimmt. Und er eilte in die Berge, in den Norden.
»Was für eine Pflanze war es doch gleich?«, fragte er sich allerdings, als er dort ankam, denn alles stand in voller Blütenpracht. »ich will einfach den ganzen Berg mitnehmen. Soll sich der Arzt doch heraussuchen, was er braucht.« Also hob er den ganzen Berg auf seine Hand und flog wie der Wind zurück, um ramas Bruder zu retten."