HILFE! ein Kompliment

17. Dezember 2022 Annett Schpeniuk


„Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist…. " (Sportfreunde Stiller)

Magst du Komplimente?

Das Verschenken lobender Worte fällt den meisten nicht schwer, doch wie sieht es mit dem Annehmen lobender Worte aus?

„Das war doch nichts Besonderes.“

„Das kann doch jede*r.“

„Damit habe ich meinen Fehler von neulich ausgebügelt.“

Mit diesen Sätzen wiegeln wir oft genug ab.

Das ist schon paradox, oder? Auf der einen Seite dreht sich unser Leben um Anerkennung und dem Bedürfnis wahrgenommen zu werden. Selbst die zur Droge gewordenen Likes in den sozialen Medien deuten wir als Zeichen von Gemocht-Werden. Diese Art der „anonymen“ Komplimente mit Abstand machen viele so glücklich, dass sie einiges dafür tun.

Ist es dann jedoch soweit, dass jemand direkt ein Kompliment ausspricht, werden wir verlegen, fast beschämt, verwirrt, wiegeln ab oder spielen herunter bzw. vermuten etwas anderes dahinter. Fast scheint es so: Lob ist, wenn nicht gemeckert wird.

Dabei hat es sich doch längst rumgesprochen, dass bei Lob oder Komplimenten neben Dopamin auch körpereigene Opiate und Oxytocin ausgeschüttet werden, die uns entspannen lassen und die Lebensfreude steigern. Eigentlich giert unser Gehirn also nach Anerkennung.

Was könnte also hinter der Schwierigkeit stecken sich einfach nur zu freuen? Meine Generation, gerade, die die in der DDR aufgewachsen sind, haben oft zu hören bekommen: „Du bist nichts Besonderes. sei bescheiden, spiel dich nicht in den Vordergrund“ Tja, wer will schon für Gewöhnlichkeit belohnt werden. Wahrscheinlich kennt ihr auch den Gedanken, dass ein Kompliment zu einer Gegenleistung verpflichtet, also nur ein Tauschgeschäft ist?

Eine Annahme der vedischen Weisheitstexte geht davon aus, dass alles Leben auf Austausch besteht, also auf einer dynamischen Beziehung aus Geben und Nehmen. Auch die Bhagavad Gita beschreibt den wechselseitigen Austausch natürlicher Kräfte.

Das Annehmen von Komplimenten kann demnach eine Art „Prasad“ (Geschenk) sein. In Indien versteht man darunter in erster Linie gesegnete (süße) Speisen. Doch im weiteren Sinne bedeutet Prasad auch das Erweisen einer Freundlichkeit, die in Dankbarkeit empfangen wird und somit friedenstiftend wirkt. Die Bhagavad Gita schlägt es so vor: „Wer auch immer ein Blatt, eine Blume, eine Frucht oder auch nur Wasser oder Worte mit Hingebung anbietet, ich nehme es an, wenn es mit einem liebenden Herzen geschieht.“

Vielleicht gelingt es dir in dem nächsten Kompliment, dass dir geschenkt wird den Segen zu erkennen.